Lilly und die Reise ins Reich der Magie – Teil 2

Lilly lassen die Ereignisse aus ihrem Traum keine Ruhe. Als sie der Sache auf den Grund geht, entdeckt sie Unglaubliches…

  • von Mia Golawski (7e)

Am nächsten Morgen saß Lilly unausgeschlafen auf einer Bank auf dem Schulhof. Sie hatte eine unruhige Nacht hinter sich. Noch einmal war sie aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen. Sie wälzte sich lange hin und her, bis sie den Entschluss gefasst hatte, Clarissa am nächsten Tag zu beobachten. Dann erst fielen ihr die Augen zu. Lilly hatte die Vermutung, dass die Kette die Ursache ihres Traumes war. Trotzdem hatte sie sie heute Morgen wieder umgelegt. Sie hatte einfach gehandelt und gar nicht lange darüber nachgedacht, was sie tat. Angst hatte sie allerdings auch jetzt noch, so real erschien ihr dieser Traum. Vor allem war Clarissa heute nicht zur Schule gekommen, das war doch merkwürdig. Lilly nahm sich vor zu ihr nach Hause zu gehen und zu fragen, wie es ihr ging, sobald sie Schulschluss hatte. Und endlich, nach langem Warten und ewigen Unterrichtsstunden, läutete es zum Schulende. Lilly rannte so schnell sie ihre Beine tragen konnten, zu dem größten Haus im ganzen Dorf, das allein Clarissa und ihren Eltern gehörte. Lilly klopfte zaghaft und wartete. Nach ein paar Sekunden öffnete sich die Tür und eine dickliche Dame in dunkelgrauem Kleid mit rosa Blüten und einer weißen Schürze kam zum Vorschein.
„Sind sie die Mutter von Clarissa?“, fragte Lilly verwundert. Sie hatte sich ihre Mutter immer anders vorgestellt.
„Machst du Witze, Mädchen? Ich bin die Haushälterin“, stellte diese mit lauter Stimme fest.
„Wenn du möchtest kann ich Frau Schwarz holen. Warte kurz!“
Ohne dass Lilly auch nur einen Ton sagen konnte, lief die Haushälterin zurück ins Haus. Kurz darauf wurde Lilly  in das Wohnzimmer gebeten, wo sie sich auf ein schickes graues Ledersofa setzte. Ihr gegenüber in einem Sessel saß  eine sehr elegante Frau mit verquollenen Augen, Frau Schwarz höchstwahrscheinlich.
„Weißt du, wo sie ist? Weißt du, wie es ihr geht?“, überfiel sie Lilly mit sorgenvoller Stimme. „Du bist doch eine ihrer Freundinnen, oder?“
„Ähm…“, Lilly wusste nicht, was sie sagen sollte. „Nein, ich weiß nichts“, antwortete sie. Als Frau Schwarz in ihrem Sessel in sich zusammensackte, fügte sie leise ein „Es tut mir leid!“ hinzu.
„Warum? Warum meine Tochter? Am Abend war sie noch da und am nächsten Morgen war sie plötzlich weg. Vielleicht wurde sie entführt, eine Lösegelderpressung, meine arme, kleine Prinzessin! … Du solltest jetzt gehen.“
Lilly, die von der Haushälterin sehr abrupt zur Tür gebracht wurde, hinterließ eine Frau, die offensichtlich kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand.

Beim Mittagessen war Lilly still und in sich gekehrt. Ihre Familie bemerkte es kaum, denn sie war oft in Gedanken. Nach dem Essen schloss sie sich in ihrem Zimmer ein, setzte sich auf ihr Bett und dachte über alles nach. Was hatte es mit dem Traum auf sich? Wohin und warum wurde Clarissa entführt? Was hatte das alles mit ihr zu tun?
„Um Geld ging es bestimmt nicht“, überlegte Lilly laut. Sie zog sich die Schuhe aus und warf sich in ihre Kissen. Es war zwar erst 16 Uhr, aber trotzdem war sie todmüde. Langsam fielen ihr die Augen zu.
Plötzlich war sie wieder in dem alten Gemäuer. In genau demselben Keller, in dem sie sich auch gestern Nacht befunden hatte. Clarissa lag in einem Verlies. Sie war blass und sah kränklich aus. Es schien ihr gar nicht gut zu gehen. Und da waren wieder diese schwarzen Wesen. Dieses Mal schleppten sie einen bewusstlosen Jungen herbei. Er hatte schwarze Haare mit einem leichten Braunstich und gebräunter Haut. Der Junge trug nicht wie Clarissa einen Schlafanzug sondern ein dunkelblaues T–Shirt mit brauner Jeans. Die Wesen sperrten ihn in die Nachbarzelle. Lilly folgte ihnen, als sie die Treppe hoch aus dem Keller schwebten. Die Wesen schwiegen. Es war ein seltsames und unheimliches Schweigen. Sie  gingen durch mehrere Türen und als Lilly zurückblickte und die Schilder über den Türen sah, die Schilder mit den goldenen Buchstaben, traf sie fast der Schlag! Sie wusste, wo sie war. Sie wusste in wessen Haus sie sich befand. Sie war schon einmal hier gewesen und war dann Hals über Kopf geflohen. Der Keller, in dem sie stand, gehörte zu dem Haus von „… Lisbeth!“, keuchte Lilly und schreckte hoch.
”Steckt sie etwa hinter all dem? Wenn ja, wo ist sie?“
Und plötzlich hatte sie ein seltsames Gefühl im Bauch. Es kribbelte und da wusste sie, was sie zu tun hatte. Sie musste Clarissa und diesen Jungen befreien. Sie hatte keine Ahnung woher, doch sie war sich sicher, wenn einer die Beiden retten konnte, dann sie. Verschwitzt, schwer atmend und doch voller Zuversicht, stand sie auf. Wieso hatte sie diese Träume? Das musste sie unbedingt herausfinden. Ganz sicher hing das irgendwie mit der Kette zusammen. Und so ging sie grübelnd nach unten, wo ihre Mutter und ihr Bruder mit einer Überraschung auf sie warteten: Ihr Vater war früher nach Hause gekommen. Die ganze Familie spielte den ganzen Abend Brettspiele. Lilly vergaß für einige Stunden ihre Träume und fiel spät abends mit glücklichem Lächeln ins Bett.

Schon am nächsten Tag holten sie die schlechten Gedanken wieder ein. Sie brauchte dringend einen Plan. Kurzerhand sagte sie ihrer Mutter, sie müsse früher zur Schule gehen und wunderte sich währenddessen über sich selbst. So etwas hätte sie sich doch früher nie getraut. Eben hatte sie wieder denselben Stups verspürt, der ihr merkwürdig bekannt vorkam und hatte die leise Ahnung, dass ihr ungewöhnliches Verhalten damit irgendwie zusammenhängen musste. Sie radelte zu dem Wald auf der anderen Seite des Dorfes. Hier hatte sie bei einer ihrer Erkundungstouren, die sie an ihren ersten Tagen in ihrer neuen Heimat gemacht hatte, ein Baumhaus entdeckt. Es sah aus als hätte es lange niemand mehr benutzt, und so hatte sie sich dort einfach eingerichtet. Am Boden lagen Kissen verstreut und an einer Wand, die nicht mit Fotos beschmückt war, konnte sie Zettel mit ihren Vermutungen aufhängen.
Als Lilly ihre Sammlung betrachtete, wurde sie ganz aufgeregt.
”Das ist ja wie bei den ganzen Detektiv-Geschichten“, fand sie. So schnell, wie es gekommen war, verflog das Gefühl auch wieder und sie konzentrierte sich. „Clarissa und der Junge sind in Lisbeths Haus gefangen. Sie werden von schwarzen Wesen bewacht“, fasste sie zusammen. Doch so sehr sie überlegte, sie wusste nicht, was sie machen sollte. Lange Zeit hing sie einfach ihren Gedanken nach. So kam sie nicht voran. Sie musste mehr über die Magie herausfinden. Doch wie?
”Wenn ich schlafe, kann ich sehen, was dort passiert. Das geht nur, wenn ich die Kette trage“, dachte sie weiter. Plötzlich kam ihr eine Idee. Sie würde die Muschel um ihren Hals, heute Abend nicht abnehmen. Vielleicht fand sie etwas Wichtiges heraus.
Am Abend ging sie schnell ins Bett, um zu schlafen. Nach ein paar Minuten fand sie sich in einer großen Halle wieder. Viele Leute hielte sich hier auf. Die Wände waren weiß und so glatt, dass sie schon fast unscheinbar wirkten. Sie glitzerten ein wenig, fast so, als wären sie verzaubert. Auf einem Schild über einer Tür stand „Die magische Halle“. Lilly staunte. Alle Menschen trugen eine Muschelkette in ganz verschiedenen Farben und ganz wenige wechselten diese sogar. Plötzlich schreckte sie auf:
”Hatte da jemand Lisbeths Namen gesagt?“ Schnell bewegte sie von dem gläsernen Eingang weg, in die Mitte der Empfangshalle. Dort standen zwei Männer. Der eine war dick und klein und hatte eine Glatze. Er war in einen braunen Anzug gehüllt und hatte eine hellblaue Muschelkette. Auf einem Schild auf seiner Brust stand:

Magischer Kreis: Mr. Hoolwod

Neben ihm stand ein großer, hagerer Mann mit blondem, zurückgegeltem Haar. Auf seinem Namensschild konnte man:

Magischer Kreis: Mr. Scroos 

lesen. Seine Kette hatte einen sehr dunklen, undefinierbaren Farbton. Lilly musste kichern. ”Die Männer könnten gegensätzlicher kaum sein.“
„Wieso musste sie nur gegen die Regeln verstoßen? Ich meine Lisbeth, die ehrlichste Person im magischen Kreis“, fragte Mr. Hoolwod.
„Ich weiß auch nicht. Aber kommen Sie. Wir können jetzt nicht darüber nachdenken. Ich weiß, es war ein Schock, doch wir haben wichtige Dinge zu erledigen“, erwiderte Mr. Scroos. Lisbeth Regelübertretung schien ihn nicht im Geringsten traurig zu stimmen.
„Ja, ja! Trotzdem…“
Die beiden Männer gingen zu einer Treppe. Lilly folgte ihnen. Mr. Scroos und Mr. Hoolwod liefen so schnell, das Lilly rennen musste, um mitzukommen. In einem alten, vermoderten Gang blieb sie schwer atmend stehen.
„Hallo?“, rief eine Stimme. Es war eindeutig Lisbeth! Schnell ging Lilly auf die Stimme zu. Und da sah sie sie. Lisbeth saß in einem Käfig. Sie hatte genau das gleiche rosa Kleid an, wie an dem Tag, als Lilly und sie sich kennengelernt hatten.
„Lisbeth!“, flüsterte Lilly, obwohl sie ganz genau wusste, dass dies nichts nützen würde. Schließlich war sie nicht in Wirklichkeit hier. Eigentlich lag sie gemütlich schlafend in ihrem Bett. Doch plötzlich weiteten sich Lisbeths Augen.
„Lilly!“
„Du… du kannst mich sehen?“
„Natürlich kann ich das. Geht es dir gut?“
„Ja, mir geht es gut“, antwortete Lilly. Sie freute sich komischerweise sehr darüber, das Lisbeth diese Frage stellte. Auch kam sie ihr so bekannt vor. So, als würden sie sich schon ewig kennen.
„Oh Gott!“, stieß Lisbeth plötzlich hervor. „Wir plaudern hier, während uns alle zuhören können.
„Wo sind Jack und William?“
„Die beiden Männer?“, fragte Lilly und Lisbeth nickte. „Die sind um die Ecke gebogen.“
„Gut, die Käfige in unserer Nähe sind auch nicht besetzt. Also Lilly, warum bist du hier?“
„Die Kette hat mich hergebracht. Auf jeden Fall glaube ich das“, antwortete Lilly.
„Ja, das hat sie.“, bestätigte Lisbeth. „Nur, warum? Du musst es gewollt haben, sonst hätte sie es nicht gemacht.“ Lilly überlegte einen Moment. Dann antwortete sie langsam:
„Ich… wollte Antworten.“
„Auf welche Fragen?“
„Ich wollte wissen, wieso ich diese Träume habe und wie ich Clarissa und den Jungen retten kann. Außerdem wollte ich mehr über die Magie erfahren“, erwiderte Lilly.
„Ich werde dir Antworten geben, aber erstmal möchte ich gerne wissen, was mit Clarissa und dem Jungen passiert ist“, meinte Lisbeth. Und so erzählte Lilly ihr alles, was sie wusste. Lisbeth unterbrach sie nicht ein einziges Mal, doch in ihrem Gesicht konnte man deutlich erkennen, wie sie sich fühlte. Vom blanken Entsetzen bis zur mütterlichen Angst um Clarissa und den Jungen, war alles dabei. Mit dem Satz: „Ich muss die beiden befreien“, beendete Lilly ihren Vortrag.
„Ich verstehe dich, doch du musst wissen, dass es sehr gefährlich werden kann. Diese Wesen sind Nebelgeister. Sie sind sehr böse, es sind bestimmt die niederträchtigsten Wesen der Welt. Sie haben nur eine Schwachstelle: Sie können nicht sehen, nur fühlen. Deswegen hüllen sie sich in Nebelschwaden, damit können sie spüren.“
Lilly nickte. Plötzlich bemerkte sie einen Sog. Es wurde alles um sie herum schwarz. Sie konnte nur noch Lisbeths Worte hören:
„Glaube an dich, dann wirst du es schaffen.“
Der Traum endete und Lilly fiel in einen tiefen Schlaf.

Am nächsten Morgen schmiedete sie einen Plan. Sie wollte sich eines der vielen Bretter nehmen, mit denen ihr Vater das Hausboot reparierte. Ihm würde das bestimmt nicht auffallen. Er hatte mal einen ganzen Berg von dem Holz ersteigert. Mit dem Brett würde sie dann zu Lisbeths Haus gehen und sich hineinschleichen. Wenn die Nebelgeister sie entdeckten, würden sie nur das Stück einer Holzwand spüren. Dann müsste sie sich nur noch in den Keller schleichen, Clarissa und den Jungen befreien und sie irgendwo verstecken.
”Am Besten bringe ich sie in mein Baumhaus“, überlegte Lilly. Schnell rannte sie die Treppe hoch, nach draußen aufs Deck und dann ins Deckhäuschen. Dort lehnten viele Bretter an der Wand. Lilly nahm sich eins und lief den Steg hinunter. Schnell versteckte sie das Holzstück hinter ihrem Rücken, bevor es ihr Vater, der sich am Ufer mit dem Hafenmeister unterhielt, sehen konnte. Doch zu spät.
„Was hast du denn da, mein Schatz?“, fragte er.
„Ähm… nichts“, antwortete Lilly.
„Oh doch!“, entgegnete ihr Vater und fasste nach dem versteckten Holzbrett.
„Lilly? Ist das etwa eines meiner Bretter?“ Lilly blickte verlegen zu Boden. „Man nimmt sich nicht einfach etwas. Du hättest mich doch wenigstens fragen können“, schimpfte er. „Wofür brauchst du es denn?“, fügte er etwas besänftigender hinzu. Lilly wusste nicht, was sie sagen sollte, sie erfand irgendetwas von Schule und einem Projekt. Erst guckte ihr Vater irritiert, doch als der Hafenmeister sagte, er hätte auch von dem Projekt gehört und finde es sehr gut, dass Lilly daran teilnimmt, da guckte Lilly irritiert. Ihr Vater hingegen schaute sie erfreut an und sagte:
„Du kannst das Brett haben, aber frag mich nächstes Mal.“ Glücklich nickte Lilly.
”Jetzt geht es wirklich los!“, dachte sie. So schnell sie konnte, radelte sie zu Lisbeths Haus. Oft musste sie anhalten, da Samstags immer sehr viel los war. Die Ladenbesitzer verkauften, was das Zeug hielt, und auf dem Mark boten Händler ihre Waren an. Viele Leute lächelten Lilly zu, oder grüßten sie sogar, als sie vorbeifuhr. Nach einer gefühlten Ewigkeit bog sie in die Straße ein, in der Lisbeths Haus stand. Als sie den Garten betrat, war es, als stünde sie plötzlich hinter einer unsichtbaren Mauer. Alles Leben schien ausgeschlossen, keine fröhlichen Leute oder Verkaufsstände mehr, alles leblos, alles trostlos. Eine Gänsehaut überfiel sie.  Sie schob ihr Fahrrad zu dem klapprigen Haus, dann nahm sie ihr Brett und schlich zur Haustür.
”Mist! Wie soll ich denn jetzt reinkommen?“, tadelte sie sich. ”Daran habe ich echt nicht gedacht.“
Plötzlich knarrte die Tür. Lilly schnellte herum. Im selben Moment schlug die Tür auf. Eine bekannte Gestalt flog heraus. Es war noch unheimlicher als in ihren Träumen. Der Nebelgeist näherte sich ihr. Ein weiterer Schauer durchfuhr sie, sie konnte sich nicht mehr bewegen. Auch ihre Sinne schienen geschwächt. Sie konnte nicht mehr gut sehen, nicht mehr gut riechen, hören oder schmecken. Der Nebelgeist schwebte auf sie zu. Und dann…

Lilly konnte sich kaum daran erinnern, was passiert war, als sie gefühlte Stunden später aufwachte. Sie wurde von Nebelschwaden umhüllt. Atmen und riechen konnte sie nicht mehr. Benebelt und ausgelaugt fühlte sie sich. Sie musste wohl ohnmächtig geworden sein. Langsam hörte sie wieder etwas und ihr Atem ging stoßweise. Plötzlich tropfte ihr etwas ins Gesicht.
„Iih“, entfuhr es ihr.
„Lilly?“, hörte sie eine erschreckte Stimme. Woher kannte sie diese?
„Clarissa!“, erkannte Lilly. Jetzt erst sah sie, wo sie sich befand. Sie lag in einer Zelle. Direkt neben ihr in einem Gefängnis lag Clarissa und auf der anderen Seite der Junge, der sie unverhohlen anstarrte. Als sie sich aufrichten wollte, merkte sie, dass sie das Brett von ihrem Vater fest umklammert hielt. Langsam erinnerte sie sich wieder. Sie erkannte den Keller von Lisbeths Haus wieder und die zwei Gesichter, die in ihre Richtung guckten.
„Du bist Lilly?“, fragte der Junge. „Die falsche Magierin?“
„Ich bin zwar Lilly, aber keine falsche Magierin!“
Er zuckte mit den Schultern.
„Mir egal! Kannst du uns hier rausholen?“
„Wie denn? Ich bin doch auch gefangen.“ Lilly stand auf und ging auf wackeligen Beinen zum Schloss des Käfigs.
„Das ist zwecklos“, kommentierte Clarissa ihren Versuch das Tor aufzurütteln. Doch als sie sich ratlos wieder auf den kalten Steinboden niederließ, leuchtete ihre Kette auf. Auch der Junge trug eine Kette, die plötzlich zu leuchten begann.
”Du trägst auch diese Kette, das ist mir noch gar nicht aufgefallen.“ Doch sie konnte den Gedanken kaum zu Ende denken, da knallte der Junge gegen die Gitterstäbe, die seine Zelle von Ihrer trennten.
„Oh mein Gott!“, rief Clarissa, während Lilly zu dem Jungen lief.
„Alles in Ordnung mit dir,… ähm…?“
„Lio“, nuschelte der Junge schmerzvoll. „Jaja, mir geht es gut, ich komme nur noch nicht so gut mit der Magie klar.“ Verwirrt runzelte Lilly die Stirn.
„Mir musste er das auch alles erstmal erklären“, grinste Clarissa.
”Wow! Das war ja schon fast ein freundschaftliches Lächeln“, wunderte sich Lilly.
Lio musterte sie interessiert:
„Hast du eine Idee oder irgendetwas was uns weiterhelfen könnte?“
Plötzlich überkam Lilly ein komisches Gefühl. Sie saß auf einmal in einem Flur. Sie war nicht mehr in dem Kerker. Es war ähnlich, wie in ihren Träumen, nur dass sie dieses Mal die reale Welt um sie herum spüren konnte. Sie konnte Clarissa und Lio noch hören. Dann sah Lilly ihren bisherigen Tagesablauf vor sich. Wie sie den Plan entwickelte, ihre Kette umband, … und da wusste sie, was Lio meinte. Sie wusste, was passiert war und was sie nun zu tun hatten. Blitzschnell sprang sie hoch.
„Oh mein Gott, Lilly! Du warst auf einmal wie weggetreten. Du hast uns vielleicht einen Schrecken eingejagt!“, atmete Clarissa erleichtert aus. Auch Lio sah sie erschrocken an. „Leute, ich habe einen Plan!“, verkündete Lilly.

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